Erfahrungsberichte zur Flusswanderung

Eine Kanutour auf dem Allier! Zusammen mit anderen Männern, mit der Aussicht auf tiefes Naturerleben, Gemeinschaft, Begegnung, Entwicklung. So etwas hatte ich mir bereits lange gewünscht – Entwicklung & Abenteuer in Einem, bzw. Entwicklung durch Abenteuer – und ich wusste gleich, das will ich! Dann kam der Zweifel. Ob ich es aushalten würde; sechs Tage lang die gleiche Gruppe, intensives Arbeiten, zu viel Nähe, …? Doch ich blieb bei meinem Entschluss, ja, das will ich!

Ich reiste separat an und die erste Begegnung erfolgte wirklich erst am verabredeten Treffpunkt, d.h. ich kannte vorher niemanden. Doch vom ersten Moment an fühlte ich mich wohl, war sehr entspannt und spürte, ich werde mich auf alles einlassen können, was kommen wird.

Die Teilnehmer konnten unterschiedlicher nicht sein. Doch die Begegnungen und Beobachtungen und Reflexionen mit und an Ihnen halfen mir in der Arbeit mit mir selbst, trotz dieser Unterschiede, oder sogar, weil?

Juans große Erfahrung und Vermögen, jeden so zu unterstützen und zu halten, wie es jeden Moment neu gebraucht wird, machen jeden Tag und jedes Zusammentreffen in der täglichen Arbeit zu einem einmaligen Erleben, ja Vergnügen!

Auch wenn die Erkenntnisse zu mir selbst manchmal noch so bitter oder schwer waren, so ging es mir immer und gleichzeitig auch sehr gut und ich wusste zu jedem Zeitpunkt, dass ich jede Unterstützung habe, die ich brauche.

Ich hatte in diesem großen Raum tiefen Vertrauens zueinander, der von Tag zu Tag immer größer wurde, immer wieder und auf wunderbare Weise die Möglichkeit der Selbsterkenntnis und Reife. Durch die Intensität und die über den Alltag weit hinausgehende Tiefe und Dauer dieser einen Woche konnte ich weit vorankommen und fühle mich gut gestärkt und vorbereitet, alle weiteren Schritte in der Zukunft auch noch zu gehen.

Ich bin tief dankbar, dass ich diese Woche in einer Gruppe mit sieben anderen wunderbaren Menschen erleben durfte und durch Juan mich in dieser schönen Form dabei begleitet wissen durfte.

Es hat mir so gutgetan – ich bin wieder richtig weit gekommen!

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Schon lange gehört zu meinem Leben, dass es sich leidvoll und schwer anfühlt – ohne dass ich sagen könnte, warum. Besonders im Umgang mit anderen Menschen zeigte sich diese „Färbung“ immer wieder und zunehmend als Zurückgezogenheit, Erstarrung, Stummheit, Leerheit und Sinnlosigkeit. Es gab in der Vergangenheit einiges an Versuchen, über Bücher, Seminare und auch Therapien die Probleme zu verstehen und letztlich auch zu lösen… 

Vor dem Fluss liegt am Sonntag eine lange Autofahrt zusammen mit den anderen Teilnehmern. Auch hier zeigen sich – in den Gesprächen während der Fahrt – einige der oben genannten, mir so bekannten Symptome…

Ab Montag zeigen die Tage auf dem Fluss ein einfaches Muster: Atemmeditation nach dem Aufstehen, Frühstück, Paddeln mit dem Fluss, Skan Mittagsrunde (face to face), Paddeln mit dem Fluss, Abendessen, Reflexion mit allen und Schlafen…

Schon in der ersten Mittagsrunde wird spürbar, mit wieviel Mut und Offenheit acht Männer miteinander umgehen, die vor zwei Tagen noch „fremd“ waren. Es gibt von Beginn an ein deutlich ausgesprochenes Interesse an dem, was sich zeigt, wenn in der Runde keine „Geschichten“ sondern Gefühle zugelassen und geteilt werden…

Spätestens ab Mittwoch teilen alle – mehr oder weniger ausgesprochen – dass da „ein Raum“ ist; einer, der heilen und Antwort geben kann auf die Ursache des Leids…

Dieser Raum fordert und fördert auf eine geheimnisvolle Weise zum einen das dosierte Zulassen und Teilen von Gefühlen, die sich vor allem im „face to face“ zwischen den gerade im Augenkontakt Stehenden andeuten. Im nächsten Schritt lässt er die so wichtige Erfahrung zu, dass „nichts passiert“, wenn ich diese Gefühle sich in mir (voll) entfalten lasse und damit das wieder – zumindest in Teilen – zu mir nehme , was vor langer, langer Zeit als lebensrettende Reaktion auf tiefe „Verletzung“ verbannt wurde…

Dieses „sich im Gegenüber gefühlt fühlen – ohne dass das Schlimme von damals nochmal/wieder passiert“ macht Mut zu mehr und es scheint anzustecken. Die „face to face“ Runden verlaufen intensiver und tiefer…

Im letzten „face to face” am Samstagmittag beginne ich zum ersten Mal in meinem Leben zu verstehen, wo in mir bzw. wie in mir der Zyklus von Schwere und Leid gelingt: Alte und tiefe Verletzung durch etwas, das von den Eltern ausblieb, obwohl ich es als Kleinkind erwarten durfte (Schutz und Zuwendung) oder etwas, das mir zugemutet wurde, obwohl ich es nicht wollte und brauchte (körperliche und emotionale Gewalt). Die dazu gehörenden Gefühle von Angst, Trauer und Wut mussten weggemacht werden, damit sie die lebenswichtige Beziehung zu den Eltern nicht belasteten. Alles, was ich von diesen „alten“ Gefühlen auf dem Fluss, beim Atmen oder in den Runden wieder in Stücken oder ganz zu mir nehmen konnte, hat mich etwas vollständiger, freier und lebendiger werden lassen…

Dem lehrsamen Fluss, den offenen Männern, dem mutigen Leiter als Therapeut und nahbarer Mann und auch „mir selbst“ gehört der größte Dank für diese Woche.