Zentrale Aspekte zur Ausbildung

Skan (aus der Sprache der Lakota: “Das, was sich bewegt”)

Wilhelm Reich begann in besonderem Maße, den Körper in die psychotherapeutische Arbeit miteinzubeziehen und gilt als der „Urvater“ der Körperpsychotherapie. Er erkannte während seiner Tätigkeit als Psychoanalytiker, dass über die Arbeit mit verstärkter Atmung und Berührungsinterventionen am Körper die Patientinnen und Patienten einen Zugang zu gehaltener und gestauter Lebensenergie erhalten, und begründete die Vegetotherapie.

Skan-Körperarbeit hat ihren Ursprung in dieser Arbeit von Wilhelm Reich und was wir „Mattensitzung“ nennen, ist eine Fortführung seiner therapeutischen Arbeit und eine praktische Umsetzung der von ihm beschriebenen Charakteranalyse.

Wilhelm Reich hat entdeckt, dass wir Menschen uns vor unangenehmen Erfahrungen und Schmerz in einem System aus Vermeidung im Verhalten und Blockaden im Körper zu schützen versuchen. Traumatisierende Erlebnisse führen zu Erstarrungen oder Abspaltungen, Unangenehmes wird verdrängt, vermieden oder nach außen projiziert. Daraus resultiert eine geistige, körperliche und emotionale Unbeweglichkeit, in der viele Lebensäußerungen dauerhaft unterdrückt werden und Lebendigkeit verloren geht. Wir verlieren dabei auch die Fähigkeit zu einem fühlenden, beziehungsvollen und bewussten Kontakt aus dem Herzen heraus, können uns selbst immer weniger spüren und lernen gut und angepasst zu funktionieren. Daraus entwickeln sich die unterschiedlichsten Ängste und psychosomatischen Symptome.

Das System von Blockaden und Vermeidungen mit körperlichen Verspannungen und geistigen Verhärtungen, Festlegungen in der Welt der Vorstellungen und Ängsten hat Wilhelm Reich “Panzerung“ genannt. Mit diesem Bild wollte er bewusst machen, wie existenziell der ständige Kampf in der Begegnung zwischen Menschen oft empfunden wird, wie verheerend die Unterdrückung des Lebendigen im eigenen Körper selbst ist und dass es als fast unvermeidlich erlebt wird, sich unaufhörlich schützen zu müssen.

Im Körper können wir diese Panzerung bzw. Verhärtung in sieben, voneinander abgegrenzten Segmenten erfahren. Ihre Entstehung ist tiefenpsychologisch begründet und jedes dieser Segmente hat seine ihm eigene Entstehungsgeschichte und Besonderheiten. Sie beeinflussen sich gegenseitig und wirken miteinander. Je nach Mächtigkeit fühlt sich der Körper an einem ganzheitlichen Funktionieren gehindert und zerteilt an. Das körperliche System der segmentären Panzerung und Blockaden formt sich als Muskelpanzer, reduziert den Energiefluss und bindet Energie.

In einem System von Konzepten, Vermeidungen und Projektionen äußert sich der Charakterpanzer, der sich in chronische Reaktionsweisen und Verhaltensmuster zeigt. Beide „Strukturebenen“ der Psyche sind untrennbar miteinander verwoben und werden als Haltung in doppeltem Wortsinn sichtbar und spürbar. Im gesunden und freien Zustand erleben wir uns, als verbunden mit dem eigenen inneren Fluss, der eigenen Kraft, dem Strömen von Energie und im Kontakt mit anderen Menschen im Einklang mit unseren Emotion und den inneren Bewegungen.

Unsere Arbeit als Körperpsychotherapeut/in besteht darin, eine Transformation des Charakters zu ermöglichen, die Blockierungen aufzulösen und die Autonomie der Persönlichkeit der Klientinnen und Klienten wiederherzustellen. Wir arbeiten daran, dass sich die Kontraktion in den einzelnen Segmenten in der Tiefe auflösen, die Energie wieder frei vom Kopf zum Becken und zurückfließen kann und die Verbindung und Beziehung zur Umwelt und zum Gegenüber freier und offener wird. Es wird nach und nach die Reenergetisierung des gesamten Körpers ermöglicht. Bei günstigem Therapieverlauf lösen sich Denkmuster auf, der Kopf wird frei, Brust und Herz ˆöffnen sich wieder, das Zwerchfell löst sich aus einer chronischen Hab-acht-Stellung, das Becken wird beweglicher, und die sexuell-genitale Funktion wird im günstigen Fall bis hin zur vollen orgastischen Potenz (wieder-) hergestellt.

Die körperpsychotherapeutische Arbeit macht nur Sinn, wenn die Veränderungen im Alltag Bestand haben und in kontaktvollen Begegnungen genutzt werden können. In der Arbeit bieten wir zuerst einmal die therapeutische Beziehung an und alle Interventionen werden individuell und nicht mechanistisch gewählt. Sie finden ihre Berechtigung in der Begegnung mit der Klientin, dem Klienten und in deren Individualität und Persönlichkeit.

Die Ausbildung zu Skan-Körperpsychotherapeuten orientiert sich an den Anforderungen, die sich aus dem oben Beschriebenen ergeben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erleben die Auseinandersetzung mit emotionalen und energetischen Grenzen am eigenen Körper. Wir wollen durch das Erleben von körperpsychotherapeutischen Prozessen ein grund-legendes Verständnis vermitteln für Schutz- und Abwehrmechanismen, die ¸überwiegend in der kindlichen Entwicklung ihren Ursprung haben.

Mit diesem Verständnis wird die Grundlage gelegt für die Arbeit mit und an der emotionalen Panzerung und den körperlichen Blockaden. Selbsterfahrung ist ein unerlässlicher Bestandteil der Ausbildung, um über das Selbsterleben ein tiefes Verständnis der Arbeit am Körper zu erlangen. Nur wer den Prozess einer Lösung der Panzerung durchläuft, wird später in der Lage sein, mit Menschen in dieser Tiefe zu arbeiten.

Parallel zu den praktischen Einheiten werden theoretisches Basiswissen und tiefenpsychologische Zusammenhänge vermittelt.